– Geht sterben! – 

lemminge

Aber bitte im Ausland!

Jetzt ist es wieder amtlich! Wir leben in einem Gottesstaat.

Entgegen der Mehrheit der Bevölkerung, die anderes will, entschied der Bundestag heute, dass Beihilfe zum Freitod strafbar ist, wenn sie geschäftsmäßig geschieht. Aufmerksame Ebay-Verkäufer wissen es längst: Geschäftsmäßig heißt nicht, dass man ein Ladenbesitzer ist, sondern eine wiederholte Tätigkeit reicht aus – zack, schlägt die Vokabel zu.

Ich persönlich, wenn ich mir beim Freitod assistieren lassen würde, würde ja Leute bevorzugen, die eine gewisse Erfahrung haben. Das will der Gesetzgeber gerade nicht. Vereinen, die sich ausgiebig mit der Thematik auseinandergesetzt haben, soll der Garaus gemacht werden – Patienten die leiden sollen gezwungen werden weiterzuleben, als Strafe dafür, dass sie es nicht aus eigener Kraft schaffen, sich ein Ende zu bereiten. Das ist nach wie vor nämlich straffrei.

Das Parlament befördert so den Dilettantismus, der es selbst auszeichnet. Verständlich ist das nur, wenn man die religiösen Hintergründe derer kennt, die hier andere zum Weiterleben zwingen wollen, weil sie es können.

Lt. christlicher Ideologie ist der Suizid verboten und quasi der Königsweg in die Hölle. Nun wäre es leicht der Hölle zu entgehen, in dem man selbst auf diesen verzichtet, aber wieso will man anderen verbieten das Risiko des Höllenfeuers zu wagen? Das Kardinalargument hier ist die Theorie, dass eine Erlaubnis dazu führt, dass immer mehr Menschen Druck auf kranke Angehörige ausüben würden, sich ins Jenseits befördern zu lassen, aus Mangel an Empathie, an Zeit und Gier auf das Erbe. Mit dem Schlüsselwort Euthanasie wurde ganz subtil an Schuldkomplexe angeschlossen um ängstliche Parlamentsfiguren ins Boxhorn zu jagen.

Gegen dieses Hauptargument sprechen aber die Erfahrungen aus Schweiz und Holland, wo derartiges nicht beobachtet wurde und es greift auch auf der falschen Ebene an, denn wenn der Kranke den Suizid ohne Hilfe ausführen kann, ist er ja auch vor Manipulation und Agitation nicht geschützt.

Am Rande sei noch erwähnt, dass gerade christliche Sterbehospize ein Geschäft mit dem wehrlosen Dahinsiechen machen und ihre Lobbyarbeit den Sterbehilfsorganisationen unterstellt, nur am Geld interessiert zu sein.

Und ein Verweis auf das Alte Testament darf nicht fehlen. Da weden in Serie Orte dem Erdboden gleich gemacht, weil die Bevölkerung sündigte. Natürlich inklusive Kinder und Vieh – die Sippenhaft gehört zu den christlichen Werten und am beliebtesten als Beispiel ist die kindgerechte Legende von der Arche Noah, wo gleich die ganze Weltbevölkerung samt Tierwelt dran glauben muss, weil Gott die Welt zu sündig ist, nur Noah und seine Sippe sowie 2 bis 5 Tiere jeder Art werden gerettet, um einen Neustart hinzulegen. Wahrscheinlich glauben viele christliche Abgeordnete auch, dass sie von Gott bestraft werden, wenn sie anderen das Sündigen nicht vereiteln.

Es ist schon kurios wie solche Rückfälle in barbarische Vorethik, unter dem Motto Gewissensfreiheit des Abgeordneten, der sonst als Parteisoldat unmündig dem Fraktionszwang folgt, abgefeiert werden.

Material:

Ein Gedanke zu „Geht sterben!

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