– Café Zeitsprung –

Nein, ich bin nicht auf den Mund gefallen. Berlin duldet das gar nicht. Da lernt man weit das Maul aufzureißen, damit man nicht unangenehm auffällt.
Das Dilemma des Cafégastes ist, dass man nicht weiß, ob man automatisch ein Wasser dazubekommt. Wenn ja, und man fragt extra nach, dann ist es schwer das nicht wie eine Belehrung aussehen zu lassen – faktisch ist es eine Beleidigung, nachzufragen.
Fragt man aber nicht nach, dann kommt kein Wasser. Dummer Kunde! Jetzt musst Du auf Dein Wasser warten. Bis dahin ist der Espresso kalt.
Aber bevor ich das Café beleidige gebe ich lieber erst mal Kredit. In Trier, Museum, internationales Publikum und 2017… – prompt daneben gehauen. Der Kellner ist nett, ja natürlich bringt er ein Wasser – Leitungswasser?
Man kann die Frage auch netter formulieren, aber Leitungswasser ist frisch und klar. Tafelwasser klingt wieder als kostet es extra. 5 Minuten später rennt er mit einem Tablett vorbei, voller Kuchen, nicht für mich. Sieht mich. „Ich komm gleich, hab‘ Sie vergessen!“. Ehrliche Haut, wie beim Wasser, aber auch schusslig und nicht sehr pfiffig was Ausreden betrifft.
Und dann passiert nichts. Außer dass ich am Espresso schlürfe, den verpackten Keks entkleide, verzehre, das Eis verspeise, am Espresso nippe. Nun ist er alle, das Wasser kommt. „Jetzt ist’s zu spät“ murmle ich mehr resigniert als tadelnd und stelle fest, dass es in einem extra zu diesem Zweck angeschafften Spezialglas mit Prägung auf italienisch, irgendwas mit Cafe im Schriftzug und einer Kaffeebohne als Emblem obendarauf, kommt. Gehen hier so viele Gläser unberührt zurück?
Mit Rücksicht auf die nächsten Gäste musste ich aus erzieherischen Gründen das Trinkgeld knapp bemessen. Er hatte nicht so viel zu tun, als dass die Verspätung zu rechtfertigen wäre.
Dann haben sie extra Wassergläser für den Espresso und rücken sie nicht raus!