– Totale Mondfinsternis –
Ich dachte teilweise könne man diese an der Admiralsbrücke selbst verfolgen, denn letztes Mal habe ich Bilder vom Mond gemacht – um 21:56 wie die Exif-Informationen verraten, und da war er schon ein gutes Stück über den Horizont gewandert. Kamerakontrolle wg. Winterzeit v.a. – grob müsste die stimmen – ergibt: Kamera geht 6 Minuten vor.
Was ich nicht bedacht habe: Der Mond ist ja keine Uhr. Eine Woche später ist ca. 1/4 Mondphase. Die Erde dreht sich zwar 1x am Tag unter dem Mond durch, aber der Mond wandert währenddessen ca. 1/28 Kreisbewegung pro Tag weiter, so dass er nach einer Woche eine Viertel Kreisbewegung sein müsste. Das wären 6 Stunden. Dementsprechend hatte ich ihn auf der Brücke in Süd-Südwest vor mir, heute um ca. 23:00 Uhr stand er noch in Süd-Südost.
Die hohen Häuser Berlins, meist 5 Stockwerke plus Dach, erhöhen den Horizont an den meisten Stellen. Dazu kommt, dass man vom Spreeufer in Kreuzberg Richtung Mond, also Süden, erst die Anhöhen der Hasenheide, später, Richtung Westen, die Anhöhe des Viktoriaparks vor sich hat.
Mein Plan war es, den Viktoriapark mit seiner giftigen, aber kurzen Steigung zu erklimmen und oben vom Monument den Mond zu suchen. Der Hang war aber schon um 22:30 Uhr etwa ziemlich eng besiedelt – keine Ahnung, ob dort auch ohne Mond an so heißen Freitagnächten so viel los ist, möglich ist es. Aber am Monument herrschte regelrechtes Gedränge. Ich hatte wenig Lust mich mit meinen 172 cm Länge da zwischenzudrängeln und radelte um das Monument rum, um zu sehen, was man von da sieht. Es gibt da ein Tor zu den alten Schultheißhöfen (Bierbrauerei) runter und da stellte ich das Rad ab, und ging da hin, schon nach dem Schraubstativ für meine Kompaktkamera wühlend.
Die Überlegung war, den optischen Zoom zu 100% auszufahren. Da verwackelt man das Bild leicht, also schraubt man das Stativ irgendwo fest und die Kamera wiederum aufs Stativ, richtet sie richtig aus, arretiert und wählt den Selbstauslösermodus, verzögertes Auslösen um 2sec, damit die Betätigung des Auslösers das Bild nicht verwackelt.
Blitz bringt beim Mond aus naheliegenden Gründen nix. Schadet aber auch kaum, weil der Zoom dafür sorgt, dass sonst nichts auf dem Bild ist, außer Sternen und Wolken vielleicht.
Wolken, ein wichtiger Punkt. 19:00 Uhr war noch einiges an Wolken zu sehen, wurde aber glücklicherweise, oder besser gesagt für solche Wetterlagen typisch, mit dem Nachteinbruch, dünner und dünner.

Mondfinsternis
Der Mond ist zwar im Vollschatten der Erde, aber nicht schwarz, denn das Licht wird in der Erdatmosphäre gebrochen, wie bei einem Prisma. Das blaue Licht wenig und fliegt fast geradeaus am Mond vorbei; die Rotanteile stärker und treffen auf den Mond. Jetzt bin ich zwar relativ farbenblind, rot-grün, so dass diese Formen Monde sein könnten, aber es sind etwas viele – selbst der Jupiter hat nicht so viele. Außerdem müsste das Objekt rund sein. Bei sehr rascher Bewegung könnte sich so eine Ellipsenform einstellen, aber die Arbeitshypothese, dass ich hier Laub eingefangen habe, scheint mir um einiges plausibler.

Wo ist der Mond? Hier schon mal nicht.

Haha, ein Fakemoon – haben Sie’s erkannt?

Lösung. Der Zoom (10fach optisch) ist hier aber noch nicht ausgereizt.

Opt. Zoom ausgereizt, Originalgröße

gleiches Bild, 4fach vergrößert mit Browsermitteln
Ich hatte nicht viel, aber immerhin ein wenig zuvor mit der Kamera gefummelt, um die wichtigen Einstellungen rasch zu finden. Blitz an/aus/auto brauche ich so oft, das musste ich nicht lernen. Selbstauslöster 2s hatte ich auch schon mehrfach benutzt. Manuell die Entfernung des zu fokussierenden Objekts auf Unendlich stellen war richtig neu. Irgendwo gibt es auch eine Einstellung für die Belichtungsdauer, die habe ich aber nicht mehr zu finden gewusst. Normal kenne ich das so, dass im dunklen Milieu die Kamera selbst daran arbeitet, genug Licht zu bekommen und teils 2, 3 Sekunden, wohl mit einem fixen Maximum, wartet. Hier ging es aber doch relativ ruck-zuck mit den Fotos. Keine Ahnung ob es was gebracht hätte.
Mit anderen Monsüchtigen quatschte ich an dieser Stelle über Mond und Fotos. Ich bin nicht unbedingt darauf aus mich fotografisch viel weiter zu entwickeln. Einerseits habe ich keinen Bock ein riesen Equipment an verschiedenen Kameras, Objektiven, Lichtutensilien usw. anzuschaffen, zu pflegen und immer mitzuschleppen. Dann bin ich auch leicht grobmotorisch veranlagt. Dinge fallen runter, ich stoße gegen was usw. – das wird beim Fotografieren zu teuer.
Händiecam reicht nicht. Optischer Zoom ist schon was feines. Eine Amsel in 20 Metern Entfernung bildschirmfüllend ranzoomen, das ist toll. Schnappschüsse, Impressionen, Beweisfotos, Ebayverkäufe, Bewegungsstudien um Sachen später abzuzeichnen, teils selbst posieren um dann das Foto zu zeichnen. So viel brauche ich schon – viel mehr nicht.
Mehrere Leute waren sich einig, dass man auch den Mars heute (gestern) sehen könne, Davon hatte ich nichts mitbekommen. Als ziemlicher Astronomielaie habe ich noch im Kopf, dass man Mars und Venus nur in Horizontnähe zu sehen bekommt und nur in Morgen- oder Abenddämmerung. Klar – tagsüber leuchten sie zu schwach, es muss also relativ dunkel sein. Der Mond ist noch groß genug um auch mal um 10:00 Uhr früh zu sehen zu sein. Womöglich spielt auch die Entfernung zur Sonne noch eine Rolle wie auch zur Erde. Bis Mars/Venus ist es deutlich weiter als bis zum Mond für das Licht, also ist es dort auch schon weiter gestreut. Und von da muss es noch zur Erde reflektieren.
Beim Digitalzoom am Rechner fand ich aber dann Mars und daneben andere Sonnensatelitten:

Klicken Sie das Bild an, und zoomen Sie mit Browsermitteln, um mehr zu sehen.
Zurück ins Freie: Der Mond drohte langsam hinter dem höheren Gebäude zu verschwinden, und so spannend ist es auch nicht, so einen schlecht ausgeleuchteten Trabanten anzusehen. Ohne das Fotografieren wäre es noch früher langweilig geworden. Jetzt wollte ich das Schraubstativ von der Kamera abschrauben, aber dabei löste es sich an unerwarteter Stelle und ein Schräubchen fiel zu Boden. Mit Hilfe des Kamerablitzes fand ich sie dann doch im Sand, aber das Abschrauben klappte nicht richtig.
Also kam die Kamera nicht in die Gürteltasche sondern den Rucksack, und ich trat den Heimweg an.
Aber auf der Monumentenbrücke war ich dann doch erstaunt, denn auch hier hatten sich Massen versammelt wie seit dem Sieg über Schweden nicht mehr.
Die Leute haben doch echt einen Vollschatten, oder? Nachts, halb 12, viertel vor. Keiner will das Event verpassen. Bestimmt 200 Leute auf der Brücke, die andere Straßenseite noch schlimmer als hier, und der größte Brückenteil liegt schon in meinem Rücken.
Einen guten Blick hatte man auch von hier. Ich machte noch ein, zwei Mondfotos aus der Hand, mehr aus Trotz, denn auf dem Display war beim Kontrollblick einfach kein Mond zu sehen, aber ein wenig was kam ja, wie ich am PC-Monitor sehe, doch an.
Noch was ernsteres: Das blaue Pünktchen, ob das ein Pixelfehler ist? Und: Sonnenfinsternisse, wo die Scheibe wie ein Cracker angeknabbert ist, finde ich optisch reizvoller, als eine totale Mondfinsternis.
Dann noch, zu Hause, fragte ich mich, wie dieser Austritt aus dem Kernschatten aussieht, aber um 12 war der Mond noch nicht am Nachbarhaus vorbei. Bis ich dann wieder schaute war es 1:20, der Mond knapp über dem Vorderhaus, aber schon vollrund und hell. Ich schraubte mein Stativ auf die Leiter und fotografierte durch den offenen Oberflügel des Fensters, aber jetzt hat die Helligkeit nur einen hellen Kreis auf dem BIld hinterlassen, keine Struktur erkennbar, wie mit dem bloßen Auge. Hätte ich in der Vornacht also mit dem Vollmond geübt, hätte ich keine sinnvollen Kameraeinstellungen gefunden. Nun ja.
Eine ernsthaftere Darstellung des Himmelsgeschehens findet man z.B. hier.