Fasten vom goldenen Teller

Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche … – … aber wahrlich ich sage Euch: Vom goldenen Teller an Mahagonitafeln zu fasten ist auch 7×7 mal so schmerzhaft

Die Sendungen, in denen Jauch das leicht gebildete TV-Volk mit spannenden, politischen Fragen der Gegenwart unterhält, und die mit reinen Katholikenrunden besetzt sind wie ansonsten nur das Himmelreich und der Vatikan werden immer mehr.

Erst hatte Jauch ein paar Kritiker der kirchlichen Arbeitsverhältnisse geladen, und da kam die Kirche denkbar schlecht weg. Offenbar bekam er heftige Fingerzeige und machte gleich darauf die Woche eine Korrektursendung wo Kirchenvertreter ohne lästige Kritik den Eindruck korrigieren konnten.

Und jetzt wieder ein Klüngel aus Jessuslobbyisten, die über den richtigen Weg zu Gott streiten durften, als wär’s ein Katholikentag.

  • Hr. Blüm, kath. Christde
  • Hr. Riebel, kath. Vermögensverwaltungsrat und Christdemokratmokrat
  • Fr. Forin, Redakteurin Christ & Welt
  • Hr. Jauch, kath. Christmoderator
  • Hr. Ackermann, kath. Bishof
  • Hr. Lütz, kath. Theologe

Ein bischen einseitig, aber ein atheistischer Kirchenkritiker hätte die Polarisierung des Themas verschoben.

Das Problem ist einfach, dass die r.k.Kirche keine demokratische Veranstaltung ist. Sie hat keine Mitsprache des Volkes, sie ist den Gläubigen nicht Rechenschaft schuldig, sie hat keinen Fernsehsender mit einem Agenten Jauch darin und versucht den Spagat zwischen aufgeklärter Gesellschaft und ihrer feudalen Struktur und Tradition auszuhalten.

Während die Welt fragt, was es die Öffentlichkeit eigentlich angeht, was die Kirche mit ihrem Geld macht will Hr. Blüm, dass die Kirche die Finanzen offenlegt – unter dem Beifall von Hr. Riedel, einem kath. Vermögensverwaltungsrat der schockiert ist, dass der Bischof ein Mensch wie andere auch ist, der lügt, verschwendet, Fehler leugnet und nicht kritikfähig ist.

Weil die Kirche keine Institutionen hat, die die Widersprüche thematisieren könnten muss die Flucht in die säkulare Öffentlichkeit angetreten werden, und – halli, hallo – dann wollen wir natürlich mitreden. :)

Gefehlt hat in der Sendung noch Matusek, der schon vom letzten Papst irrsinnig begeistert war, und jetzt vom neuen, der ziemlich anders ist, wieder begeistert ist. Hauptsache Papst scheint das Motto.

Ein wenig wird so getan, als folgte aus der Bescheidenheit des Papstes, dass jetzt alle Christen weltweit und schlagartig verstärkt ihre bescheidene Seite vorkehren. Kommt dann wieder ein Protzprunker drehen sich 1 Mrd. Fähnchen im Wind und feiern den Glanz Gottes. Ein wenig wie Trainerstile im Fußball – ah, wir brauchen einen Libero – jetzt eine 4er Abwehrkette, dann mehr mit Raute.

Was nicht groß gefragt wurde ist, wie so ein Bischof eigentlich lebt. Wieviel Zeit hockt er in seiner Bibliothek und wer bekommt da noch Zugang? Dann hat er einen Fetischraum, aber nicht was Ihr jetzt denkt mit Meßdienerfesseln, sondern mit einer Batterie von Reliquien, also v.a. Knochen von Toten, aber auch Haare sind denkbar, Vorhäute und Klamotten – womöglich alles gefälscht.

Da gab es mal die Sendung „Die 1000 Häupter des Johannes“ bei der der Titel schon das beste war, aber als Atheist ist das natürlich eine spaßige Sache, Reliquienzimmer!

„Wo ist der Bischof, kann ich ihn sprechen?“
„Ah, der ist in seinem Reliquienzimmer, dienstags sortiert er die Knochen immer nach Größe, mal sehen ob wir ihn stören dürfen!“

In den Fels hineingefräst hat man die neuen Räume, wie einen Führerbunker, war oben wohl kein Platz sich auszudehnen? Jetzt müssen wir verfolgen wie die Personalprobleme der Kirche gelöst werden. Das kann dauern.

Die enormen Probleme die die Kirche dabei hat werden oft unterschätzt. Neben der Funktion Bischof, wo man ein Bistum vom Papst bekommt, in dem man wirken darf, gibt es ja noch die spirituelle Dimension der Weihe. Das wird von Laien gerne unterschätzt.

Die r.k. Kirche hat den Konstruktionsfehler, dass die meisten Weihen nicht umkehrbar sind. Wer getauft ist, ist ein Christ, lebenslang, glauben sie. Wer verheiratet war darf nicht noch mal heiraten. Wer zum Priester oder Bischof geweiht wurde dem kann das auch nicht abgenommen werden – kein UNDO-Button.

Seltsamerweise: Bei den Kirchen gehts. Wenn die unrentabel werden kann der Priester mit einem einstündigen Hokuspokus die Heiligkeit aus dem Gebäude treiben wie der Exorzist den Teufel aus dem Teenager und dann kann man das Gebäude als Restaurant, Kaufhaus, Galerie oder Disco nutzen.

Bei der Ehe gibt es den Trick für wohlhabende, die gegen eine freundliche Spende unbekannter Größe feststellen lassen können, dass die Ehe von Beginn an ungültig war – dann dürfen sie nochmal.

Aber Bischöfe und Priester – schon bei den Piusbrüdern besteht ja das Problem. Die haben einen Bischof, der zieht übers Land und weiht seinerseits Priester. Die Katholiken sagen jetzt, dass das verboten ist, und böse, aber gültig. Sie können nichts dagegen machen. Sie geben den Pfarrern dann keine Gemeinde, aber wenn die Pfaffen dann wieder Ehen schließen oder taufen, das ist alles gültig. Wie ein selbstgebrannter aber unversteuerter Schnaps einen wahren Rausch macht – so soll man es wohl verstehen.

Aber dass sie nun keinen Gegenzauber erfinden um zu entweihen ist schon seltsam.

Und so sitzen die Katholiken bei Jauch und streiten, wie es besser gemacht werden soll. Der Spaßkatholik Lütz, kath. Theologe und Arzt fordert ganz neben der Spur, offenbar noch in der vorletzten Sendung steckend, die Kirche müsse sich aus dem Sozialgeschäft (Krankenhäuser, Schulen, …) zurückziehen worauf Bischof Ackermann protestiert, das aber lieber unter vier Augen klären will – ja, so gehört das! Sich in eine Fernsehsendung setzen und trotzig rufen „Von mir erfahrt Ihr nix!“ Einer der besseren Momente der Sendung.

Die Frage ist ob wir alle 2 Wochen jetzt Katholikenstadl zu sehen bekommen – die Protestanten scharren sicher schon nervös mit den Hufen, haben sie doch ein fettes Lutherjahr vor der Tür stehen und müssen irgendwie sehen diesen vom Antisemitismus rein zu waschen.

Dann könnten wir mal wieder über Kopftücher reden, das hatten wir auch schon eine Zeit nicht mehr.

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