– Victimblaming – 

victim-blaming

Etwas ist faul, beim Kurzschließen von Verhaltensempfehlungen mit dem Schlagwort Victimblaming*. Das ist sicher schon mehreren aufgefallen, nur, was ist es?

Vor Gericht muss sich eine Frau, die sich sorglos gegenüber einer besoffenen Männerclique verhält, auf Ihr Recht auf Freizügigkeit berufen können. Dennoch kann man das Verhalten keiner Frau anraten.

Es ist auch verboten in Häuser einzubrechen, bei denen die Tür leicht nachgegeben hat und nicht auf dem Stand der Technik gesichert war. Ja – es ist ärgerlich, dass man die Türen nicht einfach offen stehen lassen kann, ohne dass jemand was klaut, aber man kann doch nicht allen Leuten raten die Türen offen zu lassen. Ebensowenig kann man jemanden angehen, weil er Tipps zum Einbruchschutz verteilt, mal unabhängig davon, wie gut diese sind, wg. Victimblaming.

Schuldzuweisungen und eine Diskussion um sinnvolle und weniger sinnvolle Präventionsmaßnahmen, die der Einzelne ergreifen kann und sollte, sind 2 Paar Schuhe.

Wer Gefahren aus dem Weg gehen will, der muss auf die Gesellschaft, wie sie ist, eingehen, nicht auf erstrebenswerte Gleichheitsideale, die noch nicht verwirklicht sind.

Wenn ich auf eine Menschengruppe zugehe, dann läuft automaisch eine Risikoabschätzung in mir ab, und eine reine Männergruppe macht mir da eher Sorgen als eine gemischte Gruppe oder eine reine Frauengruppe. Macht mich das zum Sexisten? Ihre Erfahrungen mögen ja andere sein als meine, aber dann, weil Sie mit anderen Gruppen zu tun haben.

Als zweites Merkmal hat sich, neben dem Geschlecht, v.a. der Alkoholisierungsgrad, bewährt, weniger die Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit. Ich war selbst auch schon Teil deutlich alkoholisierter Männercliquen und kann sagen, dass von mir und meiner Clique nie eine Gefahr ausging, aber erkennbar war das nur für die, die uns kannten.

Als Opfer vor Gericht will man nicht hören, dass der arme Täter leider alkoholisiert war, aber das lässt man doch deshalb nicht vorab unberücksichtigt, wenn man einer Gruppe Leute begegnet.

Ich sehe hier kein Victimblaming, sondern nur ein geistloses Abspulen von Schlagworten, die reflexartig ausgekramt werden. Solche Rituale bringen niemanden weiter.

Die Idee einen Arm weit Abstand zu halten ist sicher kein Ruhmesblatt und wenig hilfreich; der hilflose Versuch etwas Konstruktives zu sagen aber keine Beschuldigung von irgendwem. Da wird ein Vorwurf in die Aussage reingelesen, der so nie gemeint war.

Das soll nicht heißen, dass solche Ratschläge nicht auch schon zur Ausrede umgedreht wurden. Hier ging der Ratschlag aber klar in die Zukunft, die Adressaten sind noch nicht Opfer geworden.

*Henriette Reker, Kölner OB, rät Frauen, eine Armlänge Abstand zu halten.

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