– Berichtigung aus Berlin –  bericht-aus-berlin

Im Bericht aus Berlin, ARD, wurden heute in einem Beitrag zu Griechenland obige Grafiken gezeigt (nach ca. 5 Minuten). Die rechte erweckte gleich meinen Argwohn. Der untere Abschnitt mit 12,7 ist etwa halb so hoch wie der darüber mit 24,5. Aber darüber soll es nur bis 25,6, also 1,1 Prozentpunkte, mehr noch mal um ca. die halbe Differenz hochgehen.

Um das zu prüfen musste ich als alter Fernsehkucker die Publikation in der Mediathek abwarten, wo ich dann einen Screenshot machte und einen selbstgemachten Maßstab anlegte. bericht-aus-berlin-pruef

Und da ein Fehler selten allein kommt, legte ich mein Maß auch links an, und siehe da, auch da stimmt es nicht. Wenn die 3 Blöcke (grün/gelb/grün) 148 oder grob 150 entsprechen, dann sind 4 Blöcke (bis wieder gelb) rund 200. Hier soll aber 180 deutlich über dem gelben Balken liegen, wo es deutlich darunter gehört.

Entspricht denn wenigstens die Differenz zwischen 148,3 und 157,2 der zwischen 157,2 und 180 ungefähr, also ist nur der 0-Punkt der y-Achse nicht am unteren Rand?

bericht-aus-berlin-pruef-2Das rechnerische Verhältnis von ca. 9:22 wird durch ein grafisches von 4:6 ungefähr dargestellt. Auch das ist grob falsch.

Lügenpresse will man nicht sagen, denn es ist ja keine Presse involviert beim Fernsehen, aber auch den Lügenmedienrufern schließe ich mich ungern an. Nur wer macht solche Diagramme? Wer in Mathe in der 7. Klasse eine 4- erreicht (gibt es das noch, vier-minus?) der sollte selbst als Praktikant zu besseren Ergebnissen in der Lage sein. Standardsoftware wie Libre-Office oder Gnuplot macht so was besser.

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Datendarstellung mit Libre-Office/Calc, dem Nachfolger von OpenOffice. Über die Zeitintervalle, hier 2, da 3 Jahre wäre zu diskutieren.

Man muss so was willentlich schlecht und falsch machen – dafür spricht auch, dass ich immer nur grafische Dramatisierungen beobachte. Unwillentliche Fehler müssten auch mal in die Gegenrichtung gehen und eine Botschaft abschwächen.

Die Interpretation ist ja schon schwierig genug, bedenkt man, dass die Verschuldung an der Wirtschaftsleistung gemessen ist, also absolut gefallen sein könnte, wenn die Wirtschaftsleistung noch stärker gefallen ist. Welchen Sinn haben Diagramme, wenn nicht die, Zahlen leichter zu erfassen?

Am unteren Rand der Grafik steht übrigens „Quelle: EU-Kommission“. Ist es nun so, dass die Zahlenquelle die EU-Kommission ist oder ist auch die Grafik von jener? Ich vermute, dass es nur die Zahlen sind.

3 Gedanken zu „Berichtigung aus Berlin

  1. Bernd

    Ich nehme mal an, dass das eher der „Ästhetik“ geschuldet ist: Wenn man die korrekten Abstände genommen hätte, wäre kein Platz für die einzelnen Zahlen geblieben. Da hätte man die Grafik anders bauen müssen. Womöglich war aber zu dem Zeitpunkt keiner im Dienst, der das konnte (Mitarbeiter, die die Programme tatsächlich voll beherrschen und im entscheidenden Moment wissen, wie man etwas macht, die über das Basiswissen der Programmbedienung hinausgehen sind selten!). Da Redakteure oft keine Experten in Sachen Software sind und solche Probleme nicht jeden Tag auftreten, hofft man, dass das schon durchgeht, weil man bei dem Programm nur mit den Voreinstellungen bedienen kann und womöglich keiner da war, der ad hoc sagen konnte, wo man die Zahlen neben die Säule stellt und das so formatieren konnte, dass es nicht billig aussieht.

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