Fly Califates

real-madrid-trikot-Fly-CalifatesReal Madrid präsentiert das neue Trikotdesign. Ein Drache. Die Fans weltweit freut es – wieder 79 Euro berappen, um die Sammlung aktuell und vollständig zu halten – ein identitätsstiftendes Ritual, jede Saison, plus Auswärtstrikot, Ausweichtrikots, plus Championsleaguetrikots, plus Nationalmannschaft und vielleicht noch die Collection des Provinzvereins, wenn man gar nicht in Madrid lebt. Wer steckt eigentlich hinter Emirates? Spenden die? Ist das ein Gottesunternehmen?

Ich bin sowieso für Barcelona. ;)

6 Gedanken zu „Fly Califates

  1. user unknown Autor

    Der Typ links ist ein Designer (Drachen o. Klamotten). Weil es in Spanien so warm ist trägt der Künstler dort keinen Schal zur Erkennung, sondern einen Hut.

    Religionskritik, weil ein Kalifat:

    Als Kalifat bezeichnet man die Herrschaft, das Amt oder das Reich eines Kalifen, also eines Nachfolgers oder Stellvertreters des Gesandten Gottes.

    Sagt Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Kalifat , allerdings unter Verwendung von m.E. falschen, doppelten Anführungszeichen.

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  2. dorotheawagner

    Ok, ich glaube, ich habe es halbwegs verstanden: ein Emir verhält sich zu einem Kalifen ungefähr so wie ein Fürst zu einem Fürsterzbischof. ReligionsKRITIK kann ich in dem Beitrag aber immer noch nicht erkennen; Emirates ist ja eher ein Wirtschafts- denn ein Gottesunternehmen. Läuft es am Ende auf Wirtschaftskritik hinaus?

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    1. user unknown Autor

      Nein, es ist eine neue Form der Religionskritik, und zwar gestützte Religionskritik, oder konsumentengestützte Religionskritik.

      Der Cartoon stellt einen Zusammenhang Califat-Emirattes her, wobei Madrid nur der Aufhänger ist. Der Cartoon fährt quasi Trittbrett auf der Popularität des Fußballs. Millionen Fans werden geködert und müssen dann sehen: Wo ist denn hier der Zusammenhang?

      Und dieser Prozess des kritischen Denkens ist seinem Wesen nach schon ein Ungehorsam gegen die Autorität (mich) und kritisch. Jetzt sagt aber Marx: ‚… und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik.“ also muss es ja irgendwie, irgendwo Religionskritik gegeben haben – q.e.d.

      Puh, da habe ich die Kurve gerade noch gekriegt – was würde ich nur ohne Marx machen?

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  3. dorotheawagner

    Also hier finde ich Marx (wenn Du ihn denn richtig zitierst) ein bißchen schwach. Wieso sollte Religionskritik die Voraussetzung aller Kritik sein? Das würde ja bedeuten, daß Kritik an sich der Religion bedarf, und das wäre vollkommener Unsinn. Marx sollte mal Adorno lesen, der kann kritisieren ganz ohne Religion.

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    1. user unknown Autor

      Ich verstehe Marx da historisch: Erst erklärt sich der Mensch die Welt mit Mythen. Auf dem Weg zu Wahrheiten muss er dann die Mythen über Bord werfen. Spätere Generationen aber vielleicht nicht mehr, wenn alle Mythen erledigt sind. Ob das aber möglich wird, oder der Mensch immer neues, mythenähnliches hervorbringt, was dem Menschen quasi hinterrücks über den Kopf wächst, das sehe ich bei Adorno bezweifelt:
      „Die Entzauberung der Welt ist die Ausrottung des Animismus. Xenophanes höhnt die vielen Götter, weil sie den Menschen, ihren Erzeugern, mit allem Zufälligen und Schlechten glichen, und die jüngste Logik denunziert die geprägten Worte der Sprache als falsche Münzen, die man besser durch neutrale Spielmarken ersetzt. Die Welt wird zum Chaos und Synthesis zur Rettung. Kein Unterschied soll sein zwischen dem Totemtier, den Träumen des Geistersehers und der absoluten Idee. Auf dem Weg zur neuzeitlichen Wissenschaft leisten die Menschen auf Sinn Verzicht. Sie ersetzen den Begriff durch die Formel, Ursache durch Regel und Wahrscheinlichkeit. Die Ursache war nur der letzte philosophische Begriff, an dem wissenschaftliche Kritik sich maß, gleichsam weil er allein von den alten Ideen ihr noch sich stellte, die späteste Säkularisierung des schaffenden Prinzips. Substanz und Qualität, Tätigkeit und Leiden, Sein und Dasein zeitgemäß zu definieren, war seit Bacon ein Anliegen der Philosophie, aber die Wissenschaft kam schon ohne solche Kategorien aus. Sie waren als Idola Theatri der alten Metaphysik zurückgeblieben und schon zu ihrer Zeit Denkmale von Wesenheiten und Mächten der Vorvergangenheit. Dieser hatten Leben und Tod in den Mythen sich ausgelegt und verflochten. Die Kategorien, in denen die abendländische Philosophie ihre ewige Naturordnung bestimmte, markierten die Stellen, die einst Oknos und Persephone, Ariadne und Nerens innehatten. Die vorsokratischen Kosmologien halten den Augenblick des Übergangs fest. Die Feuchte, das Ungeschiedene, die Luft, das Feuer, die dort als Urstoff der Natur angesprochen werden, sind gerade erst rationalisierte Niederschläge der mythischen Anschauung. Wie die Bilder der Zeugung aus Strom und Erde, die vom Nil zu den Griechen kamen, hier zu hylozoistischen Prinzipien, zu Elementen wurden, so vergeistigte sich insgesamt die wuchernde Vieldeutigkeit der mythischen Dämonen zur reinen Form der ontologischen Wesenheiten. Durch Platons Ideen werden schließlich auch die patriarchalen Götter des Olymp vom philosophischen Logos erfaßt. Die Aufklärung aber erkannte im platonischen und aristotelischen Erbteil der Metaphysik die alten Mächte wieder und verfolgte den Wahrheitsanspruch der Universalien als Superstition. In der Autorität der allgemeinen Begriffe meint sie noch die Furcht vor den Dämonen zu erblicken, durch deren Abbilder die Menschen im magischen Ritual die Natur zu beeinflussen suchten. Von nun an soll die Materie endlich ohne Illusion waltender oder innewohnender Kräfte, verborgener Eigenschaften beherrscht werden. Was dem Maß von Berechenbarkeit und Nützlichkeit sich nicht fügen will, gilt der Aufklärung für verdächtig. Darf sie sich einmal ungestört von auswendiger Unterdrückung entfalten, so ist kein Halten mehr. Ihren eigenen Ideen von Menschenrecht ergeht es dabei nicht anders als den älteren Universalien. An jedem geistigen Widerstand, den sie findet, vermehrt sich bloß ihre Stärke[5]. Das rührt daher, daß Aufklärung auch in den Mythen noch sich selbst wiedererkennt. Auf welche Mythen der Widerstand sich immer berufen mag, schon dadurch, daß sie in solchem Gegensatz zu Argumenten werden, bekennen sie sich zum Prinzip der zersetzenden Rationalität, das sie der Aufklärung vorwerfen. Aufklärung ist totalitär.“ TWA Airlines, Dialektik der Aufklärung.

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