kleber

Im Heute-Journal vom Samstag, nach dem Wetter (31:10), lässt Klaus Kleber die Sendung besinnlich-romantisch mit Bildern aus Paris und der ganzen Welt ausklingen, David Martello, mir bis dato unbekannt, habe sein Klavier in den Straßen Paris aufgebaut. Es gäbe nun Bilder zu einem Lied von John Lennon, die keine Worte brauchen (deswegen schickt sie Kleber vorweg), die von einer Welt träumen, in der so etwas nicht mehr passiert, weil es keine Fanatiker mehr gibt.

Keine Fanatiker? Das hatte ich anders in Erinnerung. Mein Gedächtnis sagt mir, dass es keine Religionen mehr geben soll, aber das kann man im dt. Staatskirchenfernsehen nicht so grob sagen, sagen wir doch einfach Fanatiker, da fühlen sich doch gleich viel weniger Leute auf den Schlips getreten, und wenn John Lennon eins mit Sicherheit nicht wollte, dann spießigen Opportunisten auf den Schlips zu treten.

Der Song wird tatsächlich nur geklimpert, ohne Worte, dafür sprechen die Bilder Bände – zum Schluss erscheinen prominente Bauten in den Farben der Tricolore, von der Oper in Sydney bis zum Brandenburger Tor. Imagine there’s no countries…

Am Vorwurf „Lügenpresse“ stimmt ja vieles nicht, etwa dass es meist gegen das Fernsehen geht, in dem noch nie etwas gepresst wurde. Fluffig geht es zu, es soll niemanden belasten, eine Wellnessoase mit Kinderkrankenbruder Kleber. Wenn Lennon pauschal gegen Religionen sang, dann muss er sich geirrt haben und der große Bruder korrigiert die Geschichte sanft und bringt den alten Hippie auf Linie. Fanatiker.

Die Wahrheit liegt oft nur in einer kleinen Präzision. Ein solcher Beitrag versetzt dem ZDF keinen KO-Schlag, aber die Punktrichter notieren die kleinen Lügen, und der Zettel ist längst voll, wir notieren schon auf der Rückseite. Dieser konfliktscheue Gefälligkeitsdevotismus erinnert leider an die DDR.

Die ÖR-Medien wollen zu viel. Sie wollen jeden erreichen, sie wollen uns emotional packen, sie wollen eine große Gefühlssoße anrühren. Sie zelebrieren mit ihren Brennpunkten und Sondersendungen die nationale Wichtigkeit. Wochenlang gab es nur Griechenland auf allen Kanälen, dann Flüchtlinge rauf und runter, jetzt wohl wieder große Terrorwochen. Und es kommen kaum viele divergierende Ansichten und Standpunkte zur Sprache, sondern es tendiert schon in eine weichgespülte Mitte. Große Koalition von Regierung und Fernsehen.

Ich will in den Nachrichten nicht emotional angesprochen sondern informiert werden. 140 Verkehrstote hatten wir 2014 alle 2 Wochen im Schnitt, da stecken wir es weg. Das ist etwas anderes, als ein intentionales Morden, das sehe ich auch so, aber dafür haben wir es 24x im Jahr. Es ist v.a. im Sinne der Terroristen, wenn wir wie aufgeregte Hühner reagieren. Das Freitagabendprogramm der ARD wurde den Terroristen geopfert – wieso bringen sie für interessierte Leute nicht die Sondersendungen auf Phönix und tagesschau24, dafür haben sie diese Sender doch? Und empfangen kann es auch jeder, der ein Gerät hat, ob per DVB-T, über Satellit, Kabel oder Internet. Nun – es zeigte sich: Die Sondersendung lief auch auf tagesschau24.

So falsch ist der Gleichschaltungsvorwurf gar nicht. Dem Zuschauer wird gesagt, das ist hier jetzt so wichtig, wir müssen das Programm ändern. Die TTIP-Demo hatte mit die meisten Demoteilnehmer bisher in der Bundesrepublik. Da gab es irgendwie fast nix zu im Fernseher – keine Will, Illner, Maischberger, Jauch schwieg, kein Brennpunkt, keine Extra-Sondersendung.

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