Creepercards

‚Berlinerin* beschreibt hier eine feministische Aktion auf dem 29c3, dem 29. Chaos-Communication-Congress in Hamburg.

Weder war ich zugegen, noch habe ich besagte Jeopardyveranstaltung per Videostream verfolgt, auch wenn ich sonst einiges via Netz verfolgt habe, und auch schon, als der Kongress noch in Berlin stattfand, einige Male besuchte.

Offenbar haben einige Frauen beschlossen sich mit einer selbstentwickelten Protestform, die weitgehend unbekannt ist, gegen Diskriminierung zu wehren. Das hat nicht ganz wie gewünscht geklappt, und wird zum Teil den CCC-Teilnehmern und Teilnehmerinnen (i.F.: Teilnehmern) vorgeworfen.


Dazu ist zu sagen, dass man, wenn man nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit hat, etwa weil man sich auf einem Feministinnenkongress befindet, damit rechnen muss, dass nicht alle begeistert eine Idee adaptieren, und sich Spielregeln unterwerfen, die niemand sanktionieren kann.

Es kommt aber hinzu, dass das Volk auf dem Kongress sich speziell was drauf einbildet unkonventionell, ungehorsam und experimentierfreudig mit Technik aller Art – auch solchen Karten und damit einhergehenden Protokollen – umzugehen.

Die Erwartung, dass diese Karten spontan so verwendet werden, wie von den Verwenderinnen vorgesehen, ist also besonders naiv. Daraus kann man nicht ableiten, dass das damit verbundene Anliegen nicht ernstgenommen würde. Außer, dass es in diesen Kreisen generell ziemlich verpönt ist irgendetwas ernst zu nehmen – zumindest auf eine konventionelle Weise mit staatstragend, ernster Mine.

Was mit solch einer Aktion sicher gelungen ist, dass ist, Aufmerksamkeit zu erzeugen, denn die Karten knüpfen an das Daumen-rauf-runter und ähnliche Bewertungssysteme und damit unmittelbarem Feedback in vereinfachter Form an. Zugleich kann man es als eigenen Code – wenn auch sehr beschränkten Umfangs – betrachten. Man muss nur damit rechnen sofort gekapert zu werden, eben auch mit Trollaktionen, so dass Leute sofort versuchen Karten zu sammeln, auch wenn das abwertend gedacht war.

Ein seriöserer Umgang kann nicht erwartet werden, wenn man selbst eine solch oberflächliche Aktionsform wählt – mittelfristig kann man aber wohl mit einer ernsthafteren Reaktion rechnen. Nur bieten Frauen selbst kein einheitliches, politisches Profil, so dass nicht klar ist, wer mit wem über welche Position eigentlich reden soll.

Ich bin nicht selbst im CCC aber glaube im Detail mit vielen Männern nicht einer Meinung zu sein, was feministische Forderungen betrifft. Jemanden zu finden, der meine Position vertritt, halte ich also für ähnlich vertrackt.

Viele Männer werden verlegen, wenn es um Frauendiskriminierung im IT-Bereich geht. Das einfachste an Reaktionsform ist es dann sich in joviale Abgeklärtheit zu flüchten, Probleme zu leugnen, und Kritiker als Spielverderber zu behandeln. Eine andere Haltung ist es, auf jede eigene Haltung zu verzichten, und den Frauen einen Freibrief für was auch immer auszustellen, was in erster Linie eine bequeme Haltung ist, die keine eigene Verantwortung verlangt. Was Frauen sagen stimmt schon, weil sie betroffen sind, und wer betroffen ist hat recht.

Eine solche Meinung verkennt, dass Frauen auch nur Menschen sind, und, wenn sie nicht begrenzt werden, sich auch zu ausufernden Forderungen versteigen. Jahrzehntelang hieß es, wieso sich Frauen denn Diskriminierung gefallen lassen. Heute darf man fragen, wieso sich Männer die ausufernde Frauenpolitik gefallen lassen.

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